Hallo
Vielleicht sind ja einigen Kajakfreunden die sogenannten Tinbergen Kajaks bekannt, wie sie bei H. Golden dokumentiert sind.
Einige haben ja sogar "Tinbergen Kajaks", sowohl als SoF und sogar als Faltboot nachgebaut.
Zu Weihnachten jetzt habe mir seinen 2019 auf deutsch erschienen Reisebericht "Eskimoland" gekauft. Das Original erschien 1934 auf niederländisch.
Tinbergen berichtet von seinem einjährigen Aufenthalt in Ostgrönland mit seinen Beobachtungen des 1932/ 1933 "noch ursprünglichen" Lebens der Ostgrönländischen Inuits. Detailbereich beschreibt er deren Leben und Alltag, ferner als Ornithologe, ebenso detailversessen das Vogelleben. Zahlreiche s/w Fotos, viele mit Kajaks runden dieses Buch ab, dass sich Reisebericht flüssig liest und auf komplizierte Fachsprache verzichtet.
Ein ganzes Kapitel widmet er sich der Beschreibung, Bewertung, Bau und Einsatz von Kajaks. Zwei Kajaks lässt er sich für ihn selbst und seiner Frau fast maßgerecht bauen und ergeht sich in einem fast hymischen Lobes des Kajaks als Teil der Übelebensstrategie der Grönländer zu jener Zeit, als noch keine Motorboote verwendet wurden. Eindrucksvoll beschreibt er die Notwendigkeit der "Eskimorolle" mit ihren zahlreichen Varianten und wie er sie mühsam selbst erlernt.
Nur 3 Sätze möchte ich mal zitieren, wie Tinbergen das Kajaks aus seinen Erlebnissen grundsätzlich sieht und bewertet und würde mich als Laie huet dem ungeteilt anschließen, weshalb ich gerne diese Kajaks fahre, ja sie auch wertschätze, wenn auch nur hobbymäßig und nicht im "Sinne des Erfinders", als Jagdgerät.
"Das Kajak ist für den Jäger unter den Eskimos unebtbehrlich; mehr als die Hälfte des jahres verbringt er nahezu bei Wind und Wetter etwa acht Stunden in seinem schlanken Boot auf dem Fjord oder auf dem Meer und jagt Robbben, Vögel, Bären oder Narwale....Es zeugt von der Klugheit des Eskimos, dass das Modell des Kajaks im Laufe der Zeit und vielen Generationen, die es benutzt haben, bis in die kleinste Kleinigkeit hinein immer weiter verbessert worden ist, so dass man ohne Übertreibung von einem `perfekten Kanu` sprechen kann..... dann beschreibt er einige Anforderungen, welche mit der Dritten Anforderung den Einsatzzweck beschreibt: "
...Eine dritte Anforderung ist die völlige Seetüchtigkeit". Ok, damit beschreibt er sicher etwas anderes, wie die SAU dieses Merkmal versteht und vorgibt. Aber heute erlegt ja kein Seekajakfahrer mehr auf seinen Touren eine Robbe oder Narwal. Wir er in dem oben genannten Zitat auf Bären kommt, bleibt allerdings rätselhaft.
Aber wer sich etwas in das Leben der Ostgrönländer in ihrem noch weitgehend ursprünglichen Leben ( im Gegensatz zum Leben der Westgrönländer zu dieser Zeit) und deren Gebrauch des Kajaks in dieser paddelarmen Zeit vertiefen will, dem kann ich dieses Buch nahe legen. Ich habe es gerne gelesen, auch wenn gelegentlich die Vogelbeschreibungen mir zu detailverliebt waren. Aber das war ja sein Forschungsanliegen, weshalb er dort war.
Schönen Gruss,
Steffen67